Die Bodenversiegelung bezeichnet die dauerhafte Überdeckung natürlicher Flächen mit künstlichen, undurchlässigen Materialien wie Beton, Asphalt, Gebäuden oder anderen Bauwerken. Dieser Prozess verändert die grundlegenden Eigenschaften des Bodens radikal und beeinträchtigt seine Fähigkeit, essenzielle Ökosystemleistungen zu erbringen. Ein natürlicher Boden erfüllt viele entscheidende Funktionen: Er reguliert den Wasserhaushalt, unterstützt die Biodiversität, speichert Kohlenstoff, mildert extreme Temperaturen und liefert essenzielle Nährstoffe für die Vegetation. Wird der Boden jedoch versiegelt, werden diese Funktionen irreversibel beeinträchtigt, was sowohl auf lokaler als auch auf systemischer Ebene bedeutende Folgen hat, wie etwa die Veränderung des lokalen Mikroklimas mit Temperaturerhöhungen von bis zu 2-3 °C.
In Deutschland gehen täglich 56 Hektar Boden verloren, das entspricht etwa 79 Fußballfeldern, d.h.(ca. 0,057 % der Landesfläche pro Jahr. In der Schweiz verzeichnen wir eine ähnliche Verlustquote (0,053 %) mit 6 Hektar Boden pro Tag, vor allem landwirtschaftlich genutzte Flächen, während Italien mit etwa 0,024 % niedrigere Werte aufweist. Die eigentliche Problematik liegt jedoch weniger in den prozentualen Werten, sondern vielmehr in ihrer geografischen Verteilung und den kumulativen Effekten. Die Versiegelung konzentriert sich systematisch auf die ökologisch wertvollsten Gebiete: Flussauen, fruchtbare Ebenen und periurbane Zonen mit hoher landwirtschaftlicher Produktivität.
Der Bericht „Flächenverbrauch, territoriale Dynamiken und Ökosystemleistungen 2024“, erstellt vom Nationalen System zum Schutz der Umwelt (SNPA) und koordiniert vom Institut für Umweltschutz und -forschung (ISPRA), bietet eine detaillierte Analyse des italienischen Falls.
Der wirtschaftliche Schaden wird auf 8,2 bis 10 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt, was durch den Verlust an Ökosystemleistungen wie Klimaregulierung, Erosionsschutz, Bestäubung, landwirtschaftliche Produktion, Biodiversität und insbesondere der Regulierung des Wasserhaushalts verursacht wird. Von dieser Summe entfallen etwa 400 Millionen Euro jährlich auf den sogenannten „Schwamm-Effekt“, ein Phänomen, das die reduzierte Fähigkeit des Bodens beschreibt, Regenwasser aufzunehmen und zu speichern, wodurch das Hochwasserrisiko steigt und die Grundwasserneubildung abnimmt.
Betrachtet man den Wert des dauerhaft verlorenen Naturkapitals (Bestand) zwischen 2006 und 2023, so beläuft sich dieser auf 19,5 bis 24,7 Milliarden Euro, hauptsächlich aufgrund des Verlustes ökologischer Bodenfunktionen. Diese Milliarden stellen einen erheblichen wirtschaftlichen Verlust dar, der sich direkt auf die Investitionsfähigkeit des Landes in essenzielle Infrastrukturen und Dienstleistungen auswirkt.
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